Interview mit Andreas Schneider, CEO von EnOcean EnOcean als Pionier des zukunftsträchtigen Energy Harvesting

Seit 20 Jahren verfolgt EnOcean das Ziel, statt Batterien Energie aus der Umwelt zur Energieversorgung von Funktechnik zu nutzen. Wir haben mit  Andreas Schneider, dem CEO von EnOcean, darüber gesprochen, welche Energiequellen der Technik von morgen zur Verfügung stehen werden und was heute schon möglich ist.

Andreas Schneider ist Mitgründer des Unternehmens EnOcean

Warum bezeichnet sich EnOcean als Pionier des Energy Harvesting?

EnOcean gibt es jetzt seit knapp 20 Jahren, gegründet wurde das Unternehmen 2001. Die Grundidee damals war, Energie aus der Umwelt für Funktechnik zu nutzen und nicht auf Verkabelung oder Batterien zurückgreifen zu müssen. Zu dieser Zeit waren jedoch verdrahtete Sensoren und Schalter oder batteriebetriebene Funksensoren der Standard. Wir haben uns damals als eine der ersten Firmen mit Energy Harvesting auseinandergesetzt und bereits zwei Jahre nach Gründung die ersten Energy Harvesting-Produkte in Bürogebäuden eingebaut.

Beim Energy Harvesting wird Energie aus der unmittelbaren Umwelt gewonnen, was diese Technologie sehr nachhaltig macht. Das kann kinetische Energie sein oder auch Licht und Temperatur. Zuerst haben wir uns auf einen Taster fokussiert. Bei diesem wird genügend Energie beim Drücken der Tastwippe erzeugt, um ein Funksignal zu senden. Wir haben jedoch schnell gemerkt, dass für die Komplettierung unseres Portfolios für ein gänzlich batterieloses System auch Sensoren benötigt werden. Daher haben wir neben der kinetischen Energie auch Licht und Temperaturunterschiede als Energiequellen für unsere Funkmodule hinzugenommen.

Was genau macht EnOcean nachhaltig?

EnOcean ist auf mehreren Ebenen nachhaltig. Zum einen nutzen wir für unsere Schalter und Sensoren Energie aus der Umwelt, eine sehr ressourcenschonende Alternative gegenüber kabelgebundenen oder batteriebetriebenen Produkten. Denn alles, was wir für die Energieerzeugung benötigen, ist bereits vorhanden. Damit lassen sich große Mengen an Drähten, Kabeln, Kupfer und Batterien einsparen, was sich wiederum positiv auf unsere Umwelt auswirkt. Denn neben Lithium verwenden auch andere Batterietechnologien giftige Schwermetalle wie Quecksilber, Blei, Kadmium und Nickel, die umweltschädlich, knapp und schwierig zu recyceln sind.

Zum anderen sorgt die Anwendung unserer Technologie dafür, dass Gebäude nachhaltiger werden. Wir decken damit alle Nachhaltigkeitsdimensionen ab: die ökologische Komponente, da wir im Vergleich zu verkabelten oder batteriebetriebenen Produkten die Umwelt nicht belasten, die ökonomische Komponente, da unsere Technologie weitaus kostengünstiger ist, und auch die soziale Nachhaltigkeit, da Menschen besser und gesünder in Gebäuden leben und arbeiten können.

Unser Multisensor ist das Schweizer Messer für viele Services, die helfen Gebäude komfortabler zu nutzen und nachhaltiger zu machen. Der Sensor vereint fünf verschiedene Sensoren für Temperatur, Feuchtigkeit, Beleuchtung, Beschleunigung und einen Magnetkontakt. Seine Energie gewinnt er durch die integrierte Solarzelle. Wir haben diesen Multisensor bewusst so konzipiert, dass er in Räumen, in denen Menschen ganz normal leben und arbeiten, völlig ohne Batterien auskommt.

Der Multisensor hört sich spannend an. Was zeichnet ihn aus?

Damit sich der Multisensor einfach in Schalterdesigns und in verschiedensten Umgebungen einsetzen lässt, haben wir bei einem Sensor erstmals auf den bewährten Formfaktor unseres PTM-Schaltermoduls gesetzt. Dadurch ist er für unsere Kunden – wir sind ja der Technologielieferant und nicht der Endproduktehersteller –  leicht in bereits verfügbare Rahmen integrierbar. Auch die Installation und Inbetriebnahme des Sensors ist denkbar einfach gestaltet, da er über eine integrierte NFC-Schnittstelle, also Near Field Communication, verfügt. Mithilfe der Installations-App EnOcean Tool können so bereits direkt bei der Installation sämtliche Einstellungen vorgenommen werden.

Welche konkreten Multisensor Anwendungsbeispiele gibt im Smart Home?

Der Multisensor kann über Smart-Home-Lösungen mit vielen anderen Systemen verknüpft werden. Mit ihm lassen sich die klassischen Gewerke wie Heizung, Lichtsteuerung und Lüftung optimieren. Aber nicht nur das: In unseren Büros haben wir Multisensoren an der Kaffeemaschine, am Wasserspender und auch in den Bädern an Seifen- und Handtuchspendern angebracht. Hier misst der Bewegungssensor beispielsweise die Vibration, wenn die Geräte benutzt werden. Die gewonnenen Daten werden dann im System weiterverarbeitet und wir können feststellen, wann Kaffeebohnen oder Seife wieder aufgefüllt werden müssen. Diese Systeme können heutzutage üblicherweise mit Alexa usw. verknüpft werden.

Noch ein paar weitere Anwendungsbeispiele für den Multisensor: Der Blumenfreund nutzt den Multisensor im Gewächshaus, um Luftfeuchte und Temperatur zu messen und diese dann optimal für die Pflanzen einzustellen, der Klavierspieler gewinnt mit dem Multisensor Infos über Temperatur und Feuchtigkeit im Instrument, sieht aber auch dank des Beschleunigungssensors, wann das Klavier genutzt wurde. Ein Kunstsammler kann mit dem Multisensor Temperatur und Feuchtigkeit für empfindliche Gemälde monitoren. Den Anwendungsmöglichkeiten sind im Prinzip keine Grenzen gesetzt. Wir hoffen, dass App-Entwickler neue spannende Apps entwickeln, mit denen sich der Multisensor vielfältig einsetzen lässt.

Wie kann ich den Multisensor ins Smart Home integrieren?

Den Multisensor gibt es sowohl in einer Bluetooth-Variante als auch mit EnOcean Funk. Durch die Interoperabilität der verschiedenen Systeme kann er in alle Smart-Home-Systeme, die diese Funkversionen unterstützen, eingelernt werden. Welche genauen Informationen der Sensor speichert und weitergibt, lässt sich bequem über die NFC-Schnittstelle einstellen.

Wo gibt es den Multisensor zu kaufen?

Wie bereits erwähnt ist EnOcean ein Technologieanbieter. Wir arbeiten eng mit Endproduktherstellern zusammen, die unsere Komponenten einsetzen. Eltako und Kopp sind die ersten Anbieter, die den Multisensor über die üblichen Handelskanäle im Markt vertreiben.

Was plant EnOcean zukünftig an Energy Harvesting Neuheiten?

Wir bauen unser Portfolio an Energy Harvesting-Produkten, die den EnOcean-Standard, Bluetooth und Zigbee unterstützen, kontinuierlich aus. Eben haben wir mit dem Multisensor ja im Solarbereich eine echte Innovation geschaffen. Bei den kinetischen Schaltermodulen launchen wir gerade eine Version, die auch über NFC konfigurierbar ist. Zusätzlich werden wir ein neues Schaltermodul für die Grundaufgabe Licht an/Licht aus im Markt vorstellen, das bei gewohnter Schalthaptik und geringem Geräusch beim Drücken der Wippe zu einem attraktiven Preis angeboten wird.

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Sven Häwel ist Internetunternehmer mit Fokus auf Content Portale und E-Commerce Shops. Er ist Experte für Online Business Models und Online Marketing (SEO). Er ist seit 1992 tätig und lebt teilweise auf Mallorca.

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