Was sind Gaunerzinken?
Zinken im Allgemeinen können Geheimzeichen zur Verständigung sein, die verbal oder mittels Gestik und Mimik kommuniziert werden. Gaunerzinken bezeichnen spezifisch grafische Zeichen zur verschlüsselten Übertragung einfacher Informationen. Sie werden meist von Verbrechern, Kleinganoven, Bettlern, fahrendem Volk und Landstreichern genutzt, um Orte zu kennzeichnen und einzuschätzen. Diese Legende an Zeichen basiert auf Rotwelsch, der Sprache des fahrenden Volks, und hat sich seit dem 12. Jahrhundert erhalten. Neben der Möglichkeit, sichtbare Zeichen mit verschlüsselter Botschaft an Häusern, Höfen oder Toren zu hinterlassen, diente diese vereinfachte Sprachform der Identitätsstiftung und der bewussten Abgrenzung von sesshaften Bürgern. Verbrecherbanden nutzen Zinken seit dem 16. Jahrhundert, um sich zu organisieren – mittels hinterlassener Zeichen konnten Eingeweihte erkennen, ob und wann eine Liegenschaft überfallen oder niedergebrannt werden sollte. Warum sich diese Geheimschrift entwickelte, liegt auf der Hand: Vagabunden oder Hausierer werden seit jeher mit Repressionen belegt und müssen sich mit einer Position am Rande der Gesellschaft arrangieren. Misstrauen und Ablehnung seitens des Bürgertums erforderten fast die Entstehung eines Systems zur verschlüsselten Kommunikation. Kleinkriminelle nutzten die Geheimschrift für ihre eigenen Zwecke.
Werden Gaunerzinken immer noch eingesetzt?
Der Einsatz von Gaunerzinken heutzutage beschränkt sich wohl auf ein Minimum, da auch Kriminelle mit der Zeit gehen und modernere Methoden der Kommunikation und Vernetzung einsetzen. In Zeiten von Smartphone-Apps, GPS-Tracking und Onlineforen findet der Informationsaustausch vermutlich verstärkt online statt. Für Bettler, Trickbetrüger, Einbrecher und Obdachlose stellen Zinken dennoch weiterhin eine einfache Art der Kommunikation dar, die vereinzelten Berichten zufolge auch heute noch angewandt wird. Mit dem aktuellen Phänomen Warchalking findet die Technik des Zinkens zudem außerhalb der zwielichtigen Branchen Anklang: Digital Natives haben sich die alte Tradition zu eigen gemacht und Zeichen entwickelt, um ihre Bedürfnisse zu decken. Sie machen damit Orte kenntlich, an denen offenes oder öffentlich nutzbares WLAN zur Verfügung steht.
Wie sehen Gaunerzinken aus?
Die Zinken werden mit Kreide oder Kohle, früher auch mit in der Natur leicht zu findendem Rötel, aufgemalt oder in einen Untergrund geritzt. Gekennzeichnet werden Orte, die von vielen Empfängern frequentiert werden: Bahnhofstoiletten oder Ortsein- und -ausgänge, Kirchenmauern, Wegkreuzungen. Auch einzelne Privatgrundstücke können mit diesen Grafiken für Nachreisende gekennzeichnet werden. Die Symbole variieren je nach Zweck und Gruppierung.
Diese Zinken gibt es: Die Nachricht hinter Bettlerzinken und Gaunerzinken
Zinken dienen je nach Gruppierung unterschiedlichen Zwecken:
- Erkennung: Diese Zinken kennzeichnen einzelne Angehörige des fahrenden Volks oder ganze Clans, vergleichbar mit einem Familienwappen oder dem charakteristischen Tag eines Sprayers.
- Richtungsindikator/Wegweiser: Derartige Zinken signalisieren, wann und in welche Richtung bestimmte Personen oder ganze Gruppen gezogen sind und wie sich die Gruppe zusammensetzt. Sie werden an Wegen und Weggabelungen platziert, aber auch Steine und Baumrinden dienen als Darstellungsfläche.
- Mitteilung: Diese Zinken informieren darüber, ob kriminelle Aktivitäten geplant sind, sich eine günstige Gelegenheit zum Betteln, Übernachten oder eine kostenlose Mahlzeit bietet. Bettlerzinken spezifizieren etwa, wenn es bei einem bestimmten Objekt empfiehlt, besonders fromm aufzutreten, dass ein bissiger Hund wartet, ob für eine Mahlzeit gearbeitet werden muss oder sich ein Einbruch lohnt. Gaunerzinken unterrichten außerdem Komplizen von Verhaftungen oder Verrat, geplanten Straftaten und den lokalen Voraussetzungen.
Gaunerzinken am Haus entdeckt – was nun?
Gaunerzinken werden meist nicht offensichtlich, sondern versteckt angebracht. Sollten Sie dennoch auf Ihrem Grundstück auf Hauswand, Tor oder Mauern gemalte Zeichnungen entdecken, treffen Sie folgende Maßnahmen:
- Machen Sie mit Kamera oder Smartphone Bilder von allen vermeintlichen Gaunerzinken.
- Entfernen Sie danach die Zeichen, soweit möglich.
- Informieren Sie umgehend die Polizei und übergeben Sie die gemachten Bilder der zuständigen Dienstbehörde. Auch Lokalredaktionen können verständigt werden, damit entsprechende Hinweise weitere Bürger erreichen.
- Informieren Sie Nachbarn, um die allgemeine Wachsamkeit in der Umgebung zu erhöhen und seien Sie in den darauffolgenden Wochen besonders aufmerksam, was weitere Zeichen oder verdächtige Personen angeht.
- Überprüfen Sie die Sicherheit von Haus und Wohnung: Sind grundsätzliche Funktionen des Einbruchschutzes gegeben? Können Haustür, Fenster, Kellerzugänge und Garagentor noch besser gegen Kriminelle gesichert werden?
Tipp: Videokameras können bei der Aufklärung helfen und bieten eine gute Möglichkeit zur Identifizierung von Tätern, bevor etwas passiert. Besonders empfehlenswert: eine Lichtkamera, wie wir sie aktuell getestet haben.
Was Sie sonst noch tun können, um Ihr Haus oder Ihre Wohnung vor Einbrechern zu schützen, erfahren Sie in unserem Ratgeber zum Thema Einbruchschutz.
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