Elektroautos gelten als emmissionsfrei und umweltfreundlich – stimmt das?
Verkehrsmittel, die durch Verbrennungsmotoren betrieben werden, stoßen Luftschadstoffe wie Stickstoffdioxid, NMVOC, Feinstaub oder Kohlenmonoxid aus. Noch 2015 verursachte der Verkehr laut Bundesumweltamt 38 Prozent der Stockstoffoxid-Emissionen. Darunter leidet besonders in Ballungsräumen die Luftqualität, vor allem aber das Klima.
Bis 2020 will die Deutsche Bundesregierung Treibhausgasemissionen um 40 Prozent gegenüber den Werten von 1990 mindern – das betrifft auch den Verkehrssektor. Hier konnten bislang keine signifikanten Einsparungen verzeichnet werden, die boomende Elektromobilität soll das ändern. Aber kann sich die E-Technologie auch für den stetig wachsenden Straßengüterverkehr bewähren und diesel- oder benzinbetriebene Verbrenner im Alltag komplett ersetzen? Und sind Elektroautos überhaupt die weißen Schafe der Verkehrsbilanz? Wir haben die CO2-Belastung von E-Autos von der Herstellung bis zum täglichen Gebrauch evaluiert.
E-Auto im Betrieb umweltfreundlicher als Verbrenner – mit Strom aus erneuerbaren Energien
Fahrzeuge mit Elektroantrieb bieten im Gegensatz zu solchen mit Verbrennungsmotoren die Möglichkeit, erneuerbare Energien für den individuellen Straßenverkehr zu nutzen. Die Akkus der E-Autos lassen sich mit Strom aus Solar-, Wind- oder Wasserkraft beladen – in der Theorie. Eine Grafik des ADAC zur Ökobilanz von Fahrzeugen mit gängigen Antriebstechniken im Vergleich deutet jedoch an, dass Elektroautos nur dann wirklich umweltfreundlicher als Diesel, Gas, Benzin und Hybrid sind, wenn sie ausschließlich über erneuerbare Energien bespeist werden. Solange der Elektroakku aber aus dem deutschen Strommix gespeist und dieser weiterhin zum Großteil aus Braun- und Steinkohle erzeugt wird, ist Elektromobilität tatsächlich nicht die CO2-ärmste Verkehrsoption.
Auch hier gilt jedoch: Kontext beachten. Der ADAC bezieht sich möglicherweise bei der Berechnung dieser Grafik auf veraltete Zahlen – laut Bundesministerium für Wirtschaft und Energie betrug der Anteil der erneuerbaren Energien im deutschen Strom-Mix 2016 etwa 29 Prozent. Das Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme ISE schätzt den Anteil aller erneuerbaren Energiequellen am Strommix für 2017 auf 38 Prozent. Damit würde der Anteil an Solar- und Windenergie zum ersten Mal den an kohle- und kernkraftbasierter Energie übersteigen. Das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) sieht vor, den Anteil an erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch, also der insgesamt in Deutschland verbrauchten elektrischen Energie bis 2025 auf 40 bis 45 Prozent zu heben. Dann wird auch der Betrieb des E-Autos selbst mit Bezug des Strommix weniger CO2-intensiv.
Herstellung: Große Akkus für E-Autos erzeugen bereits Massen an CO2
Eine 2017 in Schweden durchgeführte Analyse führt auf, wieviele Schadstoffe bereits bei der Herstellung von Elektrofahrzeugen entstehen. Die Akkus sind der Grund dieses Übels: für die Produktion der Batterien entstehen laut der schwedischen Untersuchung pro Kilowattstunde Lagerungskapazität eines Akkus 150 bis 200 Kilogramm Kohlendioxid-Äquivalente. Am Beispiel des Tesla Model S mit 100 kWh Batterien fallen also 17,5 Tonnen CO2 an – zum Vergleich: In Deutschland liegt der Pro-Kopf-Ausstoß an CO2 pro Jahr bei etwa zehn Tonnen. Bevor das Elektroauto also auch nur einen Meter gefahren ist, kann ein Fahrzeug mit fossilem Brennstoffantrieb je nach Fahrverhalten mehr als acht Jahre genutzt werden, um diesen Ausstoß zu erzeugen.
Genau die Speicherkapazität der E-Akkus ist jedoch immer wieder ausschlaggebend in der Diskussion um die Alltagstauglichkeit von Elektrofahrzeugen, schließlich bestimmt sie die Reichweite des Autos. Große Akkus belasten das Klima, kleine Akkus machen Elektroautos für die breite Masse unattraktiv: für dieses Dilemma muss die Autobranche noch eine Lösung finden. Bei ihrer Einschätzung des CO2-Ausstoßes gehen die schwedischen Autoren der Analyse allerdings davon aus, dass für die Produktion der Batterien fossile Energiequellen genutzt werden. Ein Ansatz könnte also sein, erneuerbare Energieressourcen zur Herstellung von Akkus einzusetzen.
Fazit: Sind Elektroautos umweltfreundlicher als Verbrennungsmotoren?
Die Elektromobilität steht gerade erst in den Startlöchern. Stolpersteine wie Reichweite und herstellungs- beziehungsweise strombedingte Zweifel an der Umweltverträglichkeit können durch gemeinschaftliche Anstrengungen von Politik und Entwicklern angegangen werden. Selbst wenn E-Autos aktuell noch nicht in jeder Variante tatsächlich CO2-neutral sind, werden sie – was die Klimabilanz angeht – in Zukunft definitiv verbrennungsbasierte Fortbewegungsmittel übertreffen.
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