Mit Gelatine gegen Lebenmittelverschwendung
Ein erschreckender Anteil der weltweit produzierten Lebensmittel wird unkonsumiert wieder weggeworfen, obwohl sie noch verzehrbar sind: Die meisten Menschen vertrauen blind dem aufgedruckten Mindesthaltbarkeitsdatum, statt übers Anfassen, Riechen, oder Probieren der Produkte festzustellen, ob sie wirklich schon abgelaufen sind.
Industriedesignerin Solveiga Pakštaitė findet, das Mindesthaltbarkeitsdatum sollte durch sensiblere und zutreffendere Diagnosemethoden ersetzt werden, um weniger Ressourcen zu vergeuden. Ihr britisches Start-up Design by Sol befindet sich nun in den letzten Testgängen einer anpassungsfähigen Lösung: Mimica Touch ist ein Gelatine-Sticker, der genauso schnell wie das entsprechende Lebensmittel verdirbt und beim Drüberstreichen mit dem Finger zuverlässig ertasten lässt, ob etwa Milchprodukte oder Fleisch noch genießbar sind.
Mimica Touch ist für leicht verderbliche Waren gedacht und kann für verschiedene Lebensmittel angepasst werden. Privatkonsumenten ersparen sich mit dieser Qualitätskontrolle im schlimmsten Fall eine Lebensmittelvergiftung - wenn beispielsweise die Kühlkette des Steaks unterbrochen wurde, das MHD aber noch Tage entfernt ist. Abläufe im Handel werden mit der neuen Diagnostik vereinfacht und bereits an der Quelle Lebensmittelverschwendung verhindert.
So funktioniert Mimica Touch
Ursprünglich hieß Solveiga Pakštaitės innovatives Label-Prinzip Bump Mark, was die Funktionsweise des Stickers viel treffender beschreibt: Die dafür verwendete Gelatine wird je nach Produkt in der Konzentration oder den Bestandteilen angepasst, sodass die Masse ähnlich wie das verpackte Lebensmittel auf Faktoren wie Wärme und Luft reagiert und entsprechend verdirbt. Vom Hersteller angebracht begleitet der smarte Sticker den gesamten Produktzyklus und spiegelt den Zustand des Lebensmittels während aller Lieferwege.
Die Entwicklerin erklärt Mimica Touch für das Beispiel Schweinesteak: „Ein Sorte von Gelatine nutzt beispielsweise Hautabfälle aus der Schweineproduktion, die zu einem proteinreichen Gel zusammengefasst werden. Dieses ahmt perfekt den Verfall von Schweinefleisch nach. Hierfür nutzen wir ein Abfallprodukt und verwandeln es in etwas Nützliches.“
Während man dem Steak in der Verpackung möglicherweise noch nicht ansieht, dass es verdorben ist, lässt Mimica Touch bereits Klumpen erfühlen, die bei der Aufspaltung der Gelatine entstehen und anzeigen, dass die Haltbarkeit des Produkts überschritten wurde.
Inspiration hinter Lebensmittel-Label Mimica Touch
Ursprünglich wollte Designerin Solveiga Pakštaitė einen Weg finden, das Mindesthaltbarkeitsdatum an Lebensmittelverpackungen für Blinde taktil ablesbar zu machen. Anfangs entwickelte sie einen Smart Tag, der sich mit dem Smartphone ablesen ließ und das Datum per Sprachausgabe verlautbarte. An ein technisches Gerät wollte die Britin ihre Lösung jedoch nicht binden, schließlich nutze sie selbst kein Smartphone. Nach langem Recherchieren und Probieren kam das gelatinebasierte Label heraus, das die Eigenschaften des jeweiligen Produkts und so auch dessen Verfallprozess imitiert: Bump Mark.
Fazit: Bump Mark for the win!
Das nun unter dem Namen Mimica Touch laufende Gelatine-Label ist eine unkomplizierte Lösung für eines der Probleme unserer konsum- und regelorientierten Gesellschaft: der Verschwendung von Lebensmitteln. Nicht nur die Lebensmittelbranche könnte Mimica Touch aber revolutionieren – Pharmazeutika, Kosmetika und auch Organ- bzw. Blutspenden haben ein zwangsläufiges Verfallsdatum. Erste Tests wurden bereits mit britischen Supermarktketten durchgeführt, bald soll das Gelatine-Label auf den europäischen Markt kommen und findet hoffentlich regen Anklang.
Mehr zum nachhaltigen Design von Solveiga Pakštaitės Start-up Design by Sol und Mimica Touch
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