Das Wichtigste zu Balkonkraftwerk Zählern in Kürze
Zum Betrieb einer Min-PV Anlage, sei es als Balkonkraftwerk auf dem Garagendach oder der Terrasse, muss nicht automatisch jeder bereits vorhandene Zähler ausgetauscht werden. Oft ist dies nur bei alten Zählern ohne Rücklaufsperre erforderlich. Wir zeigen, wie man diese erkennt und wo sonst noch ein Zählerwechsel Sinn ergibt.
Welche Grundvoraussetzungen muss ein Zähler erfüllen?
Um Zuhause ein Balkonkraftwerk in Betrieb nehmen zu können, sollten Interessierte vorher folgende drei Voraussetzungen prüfen:
Rücklaufsperre: Mit ihr wird verhindert, dass der Zähler beim Einspeisen von Solarstrom rückwärtsläuft und so die korrekte Abrechnung verfälscht. Die Nutzung einer Rücklaufsperre ist für alle Mini PV Anlagen deshalb verpflichtend. Hinweis: Während digitale Zähler fast alle bereits eine Rücklaufsperre ab Werk mitbringen, fehlt diese bei 80 Prozent der alten mechanischen Zähler!
Drehstromzähler: Der in vielen alten Haushalten noch verbaute Wechselstromzähler mit nur einer statt drei Phasen ist für ein Balkonkraftwerk nicht leistungsstark genug, weshalb ein Drehstromzähler wichtig ist.
Saldierender Zähler: Hierbei wird der Stromverbrauch als Summe der Verbräuche aller 3 einzelnen Phasen angezeigt. Man sieht also nicht, wie viele Verbräuche oder gar Stromerträge auf einer einzelnen Phase anfallen. Nutzer können demnach auch nicht von außen erkennen, ob ein Zähler saldierend ist.
Hinweis: Ein Netzbetreiber kann darüber hinaus verlangen, dass ein Zweirichtungszähler vorhanden sein muss. Dies ist allerdings keine allgemeine Pflicht und kann sich je nach Netzregion unterscheiden.
Bei der Anmeldung des Balkonkraftwerks beim Netzbetreiber wird dieser die oben genannten Voraussetzungen automatisch prüfen und mitteilen, ob ein Zählertausch erforderlich ist.
Welche Balkonkraftwerk Stromzähler-Typen gibt es?
Grundsätzlich gibt es zwei Zählertypen: Zum einen die digitalen und zum anderen die mechanischen Stromzähler. Die mechanische Variante wird auch Ferraris-Zähler genannt und nochmals in Wechsel- und Drehstromzähler unterteilt.
Welche Unterschiede diese drei Arten an Stromzählern aufweisen und woran man sie erkennt, zeigt unser Vergleich der wichtigsten Geräteeigenschaften. Dort haben wir außerdem vermerkt, wo welcher Zählertyp am häufigsten zu finden ist.
Mechanischer Wechselzähler | Mechanischer Drehstromzähler | Digitaler Stromzähler | |
Optische Merkmale | Bewegliche Zahlen auf einer horizontalen Drehscheibe | Bewegliche Zahlen auf einer horizontalen Drehscheibe | LCD-Display statt Drehscheibe |
Phasen-Anzahl* | 1 | 3 | 1 oder 3 wählbar |
Vorkommen | Sehr weit verbreitet in alten Wohnungen | Sehr weit verbreitet in alten Häusern | Bisher nur selten zu finden, jedoch ab 2032 in Deutschland Pflicht |
Besonderheiten | Günstige Lösung | Teurer, aber auch belastbarer als ein Wechselzähler | Teilweise in Verbindung mit einem Gateway auch smart per App nutzbar |
*Hinweis: Mit dem Begriff „Phase“ ist in diesem Zusammenhang der stromführender Leiter gemeint.
Mit welchem Stromzähler kann ich mein Balkonkraftwerk betreiben?
Steht fest welcher Stromzähler Typ im eigenen Zuhause verbaut wurde, gilt es vor dem Kauf eines Balkonkraftwerks zu prüfen, ob ein Wechsel erforderlich ist.
Diese Zähler eignen sich für den Betrieb von Balkonkraftwerken:
- Analoge Zähler mit Rücklaufschutz (Symbol findet sich am Zähler)
- Digitale Stromzähler (Zweirichtungszähler oder Zähler mit Rücklaufsperre)
- Smart Meter
Grundsätzlich müssen dabei alle mechanischen Ferraris-Zähler ohne Rücklaufsperre sowie alle einphasigen Wechselstromzähler gegen ein neues Modell ausgetauscht werden.
Wichtig: Es gibt Ausnahmefälle, bei denen auch alte Ferraris Stromzähler bereits über eine Rücklaufsperre verfügen oder digitale Zähler, die nicht rücklaufgeschützt sind. Laut Regelung erkennt man die Rücklaufsperre anhand des auf folgendem Bild rot markierten kleinen Symbol, welches sich am Stromzähler befindet.
Wie erkenne ich einen ungeeigneten, alten Ferraris-Zähler?
Mechanische Stromzähler weisen immer eine Zählscheibe auf, die sich hinter einem Sichtfenster in waagrechter Position dreht. Alte Ferraris-Zähler sind dabei meist in einen schwarzen Kasten integriert, wie auf dem folgenden Bild zu sehen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Alle, die einen schwarzen Stromzähler mit drehbaren Zahlen und Sichtfenster haben, sollten einen Austausch einplanen.
Wer dagegen einen grauen Zähler mit einem digitalen Display hat, verfügt in der Regel über eine moderne Messeinrichtung mit einem für Balkonkraftwerk kompatiblen Zähler. Hier sollte trotzdem geprüft werden, ob der Zähler über eine Rücklaufsperre verfügt.
Tipp: Wird eine Balkonsolaranlage beim Netzbetreiber angemeldet, prüft dieser automatisch, ob ein Zählerwechsel erforderlich ist oder nicht. Die Anmeldung ist dabei kostenlos und kann z. B. auch von dem Handwerker durchgeführt werden, der die Mini PV Anlage installiert.
Welcher Zählertyp ist empfehlenswert?
Gemäß der aktuellen VDE-Normen und den Forderungen der meisten Netzbetreiber empfehlen wir den Einbau eines Zweirichtungszählers, obwohl rücklaufgeschützte Zähler zur Vermeidung steuerlicher Probleme in der Regel ausreichen würden.
In der Praxis werden übrigens ohnehin meist standardmäßig moderne Messeinrichtungen verbaut. Denn die Netzbetreiber wissen, dass sie ab 2032 dazu verpflichtet sind und ersparen sich so einen erneuten Wechsel in naher Zukunft. Expertentipp: Bestehen Sie auf den Einbau eines saldierenden Zählers.
Warum kann ein Zweirichtungszähler beim Balkonkraftwerk erforderlich sein?
Die Bundesnetzagentur vertritt die grundlegende Ansicht, dass sämtliche Stromentnahmen aus dem Netz sowie Einspeisungen in das Netz eines Netzbetreibers gemäß dem EnWG erfasst werden müssen. Im Rahmen der technischen Anschlussbedingungen ist der Netzbetreiber daher auch berechtigt, den Einbau von Zweirichtungszählern zu verlangen. D.h. er muss dies nicht einfordern, kann es aber.
In unseren Balkonkraftwerk Tests kam dies bisher in einem Fall vor, bei dem die Mini-Solaranlage an einem älteren Gebäude installiert werden sollte.
Wie gehe ich vor, wenn der Zähler gewechselt werden muss?
Um einen Zählerwechsel vornehmen zu lassen, sollten Neubesitzer einer Balkon Solaranlage bzw. Mini-Photovoltaikanlage ihren Netzbetreiber kontaktieren.
Zählerwechsel im Rahmen eines Turnuswechsels sind dabei in der Regel kostenlos. Wer also weiß, dass sein Zähler ohnehin bald ausgetauscht werden muss, kann Geld sparen, wenn er den Kauf seines Balkonkraftwerks noch etwas hinauszögert.
Denn bei der eigenständigen Beauftragung eines Zählerwechsels für den Anschluss einer neuen Anlage, trägt erstmal der Kunde die Kosten. Nur wenige Netzbetreiber sind hier kulant und kümmern sich kostenlos darum.
Wichtig: Vorsicht ist vor allem bei alten schwarzen Zählern mit schwarzer Grundplatte geboten. Da hier der Netzbetreiber häufig eine Modernisierung des Zählplatzes fordert, weil dieser nicht mehr dem Stand der Technik entspricht. Stimmt ein Mini-Photovoltaikanlagen Besitzer dem zu, muss er auch die Kosten für die Modernisierung übernehmen!
Tipp: Mieter sollten sich unbedingt mit ihrem Vermieter absprechen und das Vorgehen für den Wechsel klären. Schließlich ist dieser unter Umständen dafür zuständig die Kosten für eine Modernisierung des Zählplatzes zu tragen.
Was kostet ein Zählerwechsel?
Neue Stromzähler für ein Haus kosten etwa 40 bis 100 Euro – digitale Zähler bzw. Smart Meter unter Umständen auch mehrere hundert Euro.
Der anschließende Einbau eines neuen Stromzählers erfolgt durch den Messstellenbetreiber, der daraufhin die jährliche Zählergebühr erhöhen darf. Bei einem digitalen Zähler allerdings höchstens um 20 Euro, bei einem Smart Meter um 40 Euro. (Stand: 03/2023)
Ist eine komplette Modernisierung des Zählerplatzes erforderlich, können bis zu 1.000 Euro an Kosten anfallen. Für einen solchen Wechsel bzw. starken Umbau des Zählerschranks müssen private Auftraggeber selbst aufkommen, sofern er außerhalb des turnusgemäßen Zählerwechsels beauftragt wird.
Wie finde ich meinen Strom-Netzbetreiber heraus?
Alle, die sich unsicher sind, welcher Netzbetreiber für ihren Zähler zuständig ist, können dessen Namen direkt auf ihrem Zähler einsehen.
Ist es strafbar, ein Balkonkraftwerk mit Zähler ohne Rücklaufsperre zu betreiben?
Sofern die Netzrückspeisung eines steckbaren Solar-Gerätes die Messtoleranz des Stromzählers nicht überschreitet, liegt keine Straftat vor. Konkret bedeutet dies: Die Netzrückspeisung muss geringer als 4 Prozent des Jahresstrombezugs sein.
Abgesehen davon kann ein Rücklauf des Zählers theoretisch verschiedene Straftatbestände erfüllen und sollte deshalb dennoch besser vermieden werden, auch wenn ein Nachweis des Zählerrücklaufs in der Regel kaum möglich sein dürfte.
Wozu braucht man die Rücklaufsperre?
Verbraucher die sich ein Balkonkraftwerk installieren lassen, benötigen einen Zähler mit Rücklaufsperre, um eine Rückwärtsdrehung ihres Stromzählers zu vermeiden und so nicht in den Verdacht der strafbaren, technischen Manipulation zu geraten.
Zweirichtungszähler sind Artikel die für diejenigen sinnvoll sind, die ihren ins Netz rückgespeisten Solarstrom messen wollen, um eine EEG-Zahlung zu erhalten.
Bei Balkonkraftwerken würde die EEG-Zahlung allerdings in der Regel so gering ausfallen, dass sich der administrative Aufwand nicht lohnt, vor allem da man bei der Anmeldung u. U. rechtlich als Gewerbebetrieb gilt und steuerpflichtig wird.
Wichtig: Betreiber eine Mini-Solaranlage sollten ihrem Netzbetreiber formlos schriftlich mitteilen, dass sie auf die EEG-Zahlung verzichten.
Ansonsten könnte es passieren, dass der Netzbetreiber Ihnen automatisch eine Zahlung sendet, weil er grundsätzlich jede Solaranlage gemäß der EEG-Umlage „zur Förderung der Energieerzeugung aus erneuerbaren Energien nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz“ entsprechend vergüten muss.
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