Autonomes Fahren Olli ist der „Mann“ für Campus oder Firmengelände

Olli - das klingt freundlich und sieht auch so aus. Der selbstfahrende Bus in weiß-türkis erinnert an ein Spielzeug-Auto aus dem Ü-Ei. Damit will Start-up Local Motors mit Hauptsitz im amerikanischen Phoenix wohl vermitteln: Autonomes Fahren ist sicher und leicht. Seit Ende letzten Jahres fährt ein Olli durch Berlin. Dabei wird aufgezeigt, dass Olli noch in den Kinderschuhen steckt, aber großes Potenzial für Studenten und Mitarbeiter großer Firmengelände hat. Das sieht auch die deutsche Bahn so - sie investiert in das Projekt.

Olli fährt für die deutsche Bahn

Ein seltener Anblick - noch...

Selbst fahrende Shuttles dürften in den F&E-Abteilungen aller großen Autokonzerne ein wichtiges Thema sein. Auf der Straße sieht man die autonomen Busse bisher selten. Olli ist einer von wenigen, die es bereits in eine fortgeschrittene Testphase geschafft haben. Der fast 4 Meter lange Bus kann 8 Menschen transportieren. Zusätzlich zu Testeinsätzen in seinem Heimatland Amerika zieht ein Test-Olli in Berlin Schöneberg seine Kreise. Gibt es Probleme?

So macht sich Olli in Berlin

Etwa 7 Minuten braucht Olli für seine gewohnte Strecke vom Innovationszentrum für Mobilität und gesellschaftlichen Wandel zum Euref-Campus-Eingang. Auf dem Weg kennzeichnen Schilder mit der Aufschrift „autonomes Fahrzeug“ die Haltestellen. Montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr fährt er, noch in Begleitung, mit Tempo 6 bis 9. Wer es eilig hat, nimmt also besser das Rad. Ansonsten verläuft die Testphase vielversprechend. Bis auf seltene Zwischenfälle: Eine Bodenwelle, die mit Rückstrahlern versehen ist, identifiziert Olli als Hindernis und bringt sich selbst abrupt zum stehen. Die Rückstrahler werden deshalb abgeklebt. Sicherlich ist den Entwicklern von Olli in der Zwischenzeit aber schon eine elegantere Lösung eingefallen, um Ollis Sensorentechnik zu verbessern.

Olli ist in Amerika und in Deutschland im Testlauf

Die Bahn macht Auto(nom)

Kein geringerer als die deutsche Bahn ist Unterstützer des amerikanischen Start-ups. Ein fahrerloser Shuttleservice, der etwa Strecken zwischen Bahnhöfen abdeckt, über Campi fährt oder am Flughafen zum Gate transportiert, wäre ein reizendes Zusatzgeschäft. Damit würde die Bahn das Produktportfolio ihrer App erweitern. Schon jetzt kann man mit der Deutsche-Bahn-App Autos (Flinkster) und Fahrräder (Call-a-bike) mieten. In Berlin, München und Leipzig kommt auch die Option des elektischen Sammeltaxis (Clever Shuttle) dazu.

Wohin geht die Reise?

Die Vision der Deutschen Bahn ist „Mobilität on-demand“. Wer einen Shuttlebus braucht, gibt seinen Standort in der App frei, der nächstgelegene Olli sammelt den Wartenden ein. Mit dieser Zukunftsvorstellung ist die Bahn aber nicht allein. Auch der erfolgreiche Beförderungsdienst Uber arbeitet gemeinsam mit Volvo an einem ähnlichen Projekt. Gemeinsam stecken sie rund 300 Millionen Dollar in die Entwicklung von selbstfahrenden Autos. Zunächst ist die Umrüstung von hundert XC90 Geländelimousinen auf dem Plan. Ein drittes fortgeschrittenes Projekt ist Easy Mile, ein Joint Venture zwischen dem französischen Ligier und dem indischen Robosoft. Ihr autonomer Shuttle EZ10 ist in Finnland sogar auf offener Straße im Test. Das ist möglich, weil das finnische Gesetz nicht festlegt, dass ein Fahrzeug einen Fahrer haben muss.

Olli kommt inklusive Radarsystemen und Laserscanner auf insgesamt 30 Sensoren

Wichtiges Etappenziel: Vertrauen schaffen

Beim Thema autonomes Fahren scheint der schnelle Umsatz nicht oberste Priorität zu haben. Alle Angebote, so auch eine Fahrt mit Olli, sind kostenlos. Die Mitfahrer sollen es überhaupt erstmal wagen, sich in ein selbstfahrendes Auto zu begeben. Das Gefühl, ohne Fahrer zu fahren, muss zur Normalität werden. In Volvos Testautos soll es deshalb verboten sein, mit dem Testpersonal zu sprechen. Im Normalfall wären sie schließlich nicht da. Zur Information liegen immerhin Tablets aus.

Olli zum Anfassen

Etwas gesprächiger werden sicherlich die Mitarbeiter von IBM sein, die Olli auf der CeBIT 2017 zeigen. Das amerikanische Tech-Unternehmen stattet Local Motors nämlich mit der cloudbasierten IBM Watson-Technologie für Olli aus. Dadurch kann Olli mit den Passagieren kommunizieren, Restaurant-Empfehlungen aussprechen oder vorbeiziehende Attraktionen kommentieren. Auf der CeBIT, die heute beginnt, wird Olli in einem Showcase demonstriert. Wer mag, kann sich also selbst überzeugen, ob Olli wirklich nett ist oder nur so klingt.

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homeandsmart Redaktion Alina Günder

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